Wie alles begann
Die Tischlerei Scheibe & Sohn steht auf einem riesigen Stück Land. Wildschafe und Bienenstöcke stehen hinter der Halle. Nebenan gibt es ein Landcafé für Radfahrer des Oder-Neiße-Radweges. 1992 fing hier alles an. Wolfgang Scheibe, Vater von Eric, kaufte das Land für eine schmale Mark und baute sich eine Tischlerei auf, die spezialisiert war auf Treppenbau. „32 Jahre war ich da alt,“ erinnert sich der heute 62-Jährige. 1989, kurz vor der Wende, floh er noch mit Frau und Kindern und ohne Hab und Gut aus der DDR. Seit 2008 ist auch sein Sohn Eric selbstständiger Tischler. Nach der Lehre in der Bautischlerei beim Vater ist Eric 2007 für knapp ein Jahr nach Australien gegangen. Sydney. „Dort habe ich den Möbelbau im Luxussegment kennengelernt,“ erzählt Eric begeistert. Als er 2008 zurückkommt, macht sich Scheibe junior selbstständig. Zuerst noch mit Ausnahmegenehmigung. „Zeitgleich habe ich meinen Meister begonnen,“ fährt er fort. Die Tischlerei Scheibe & Sohn ist geboren. Zwei Jahre bestehen die Tischlerei Wolfgang Scheibe des Vaters und Tischlerei Scheibe & Sohn von Eric Scheibe zeitgleich.
Neue Ausrichtung
Die Situation im Tischlerhandwerk war zu dieser Zeit nicht rosig. Außerdem gab es viele kleine Tischlereien, die auf den Bau von Einzelmöbeln ausgelegt waren, aber keine großen Aufträge annehmen konnten. „Kurz nach meiner Gründung haben wir die ersten großen Aufträge realisiert,“ erinnert sich Eric Scheibe, Tischlermeister und Betriebswirt im Handwerk. Praxiseinrichtungen oder auch die komplette Außenbestuhlung der Vapiano-Restaurants. Weltweit. „Mittlerweile haben wir uns hier regional als die Tischlerei für den großen individuellen Möbelbau etabliert,“ fährt der Inhaber fort. So sind für den heute 6-Personen-Betrieb Bauprojekte im sechsstelligen Bereich gut umsetzbar. Größere Projekte in den letzten Jahren waren der Innenausbau der Synagoge in Görlitz, das Besucherzentrum der Brauerei Landskron, die Kinos in Görlitz und Bautzen oder die Touristeninformation Görlitz.
Besonderer Standort
„Als Besonderheit kann man hier noch die Wirtschaftssituation erwähnen,“ erklärt Eric Scheibe, „wir haben aufgrund unseres Standortes an der polnischen Grenze nur einen 180°-Aktionsradius.“ Das Einzugsgebiet der östlichsten Tischlerei Deutschlands beschränkt sich hauptsächlich auf die Regionen Dresden, Berlin, Leipzig und Chemnitz. „Allerdings sind wir für unseren Kundenkreis gerne auch international tätig,“ betont Eric Scheibe. Dabei wird größter Wert darauf gelegt, alles selbst zu machen. Auch die Montagen. Nach dem Motto „Klein genug, um individuell zu sein – groß genug, um alle Wünsche zu erfüllen“ gibt es für Tischlermeister Scheibe keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. „Vom Drechseln und Formverleimen übers Lackieren bis hin zum 5-Achs-Fräsen können wir alles bieten,“ hebt der Inhaber hervor. 2018 entschied sich Eric Scheibe, die Tischlerei zukunftsfähig zu machen. Lizenzen der 3D-CAD-Software Pytha wurden gekauft. „Mit den hochwertigeren Aufträgen mussten auch hochwertigere Planungswerkzeuge her,“ argumentiert Scheibe, „die Kunden wollten tolle Bilder sehen.“ Fotorealistische Renderings mit Texturen und die 3D-Modellierung waren dafür die passenden Tools. Im Treppenbau kam 2020 die 3D-Software Staircon zum Einsatz.
CNC ergänzt 3D
Als 2021 im nächsten Schritt der Modernisierung dann die CNC-Maschine Biesse Rover C 1636 angeschafft wurde, hat Eric Scheibe sofort auch in einen Postprozessor investiert. Sowohl Pytha als auch Staircon generieren die Fräsprogramme automatisch und bieten eine direkte Ansteuerung des Postprozessors. „Natürlich habe ich jetzt etwas mehr Arbeit im Büro, was Konstruktion und AV angeht, aber die Kollegen in der Werkstatt können die Aufträge effizient abarbeiten,“ erklärt der Tischlermeister.
Vater Wolfgang Scheibe, 62, ist dabei aufgrund seiner langen Erfahrung für den Bereich des Treppenbaus zuständig. „Enorm, wie viel Zeit wir mit den neuen Technologien sparen,“ erzählt der heutige Werkstattleiter begeistert, „früher habe ich so eine Treppe von Hand aufgerissen. Das hat gerne mal einen halben Tag gedauert.“ Eine weitere Besonderheit der Biesse ist die Z-Höhe von 500 mm. „Und die 500 mm können wir wirklich ausnutzen,“ betont Scheibe. Mit einer Werkstückhöhe von 499 mm hat Eric Scheibe die Maschine schon auf den Prüfstand gestellt. Weitere Merkmale sind die endlos drehende Frässpindel, die automatische Saugerpositionierung und der Laser oberhalb des BAZ zur Ausrichtung der Werkstücke.